Paul-Martini-Preis

Paul-Martini-Preis 2023

Paul-Martini-Preis für neue Behandlungsansätze bei Infektionen, Entzündungs- und Krebserkrankungen

Berlin (PMS). Am 24. April 2023 erhielt Prof. Dr. Andrea Ablasser von der Schweizer École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) den Paul-Martini-Preis für die Entdeckung der Rolle wichtiger Komponenten des angeborene Immunsystems. Diese beeinflussen den Verlauf und die Behandelbarkeit von Infektionen, Entzündungs- und Krebserkrankungen. Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.

Prof. Dr. Stefan Endres, Ludwig-Maximilians-Universität München, erläuterte die Zuerkennung im Namen der sechsköpfigen Jury: „Manches am menschlichen Immunsystem liegt bis heute im Dunklen. Doch in einen wichtigen Teil davon hat die Preisträgerin mit ihrem Team Licht gebracht: in den cGAS-STING-Signalweg, über den Abwehrreaktionen eingeleitet werden, etwa gegen Virenbefall. Ihre Ergebnisse weisen den Weg zu neuen Medikamenten gegen unterschiedliche Krankheiten, bei denen das Immunsystem in die richtige Richtung gelenkt werden muss. Mehrere solcher Medikamente sind bereits in vorklinischer Entwicklung.“

Der cGAS-STING-Signalweg besteht aus DNA-Sensormolekülen, die durch die Bindung an DNA immunstimulierende Botenstoffe erzeugen. Er dient dazu, in und zwischen Zellen die Nachricht zu verbreiten, dass an einer Stelle im Zellplasma DNA angetroffen wurde - wo sie nicht hingehört und mutmaßlich von Viren eingeschleust wurde. Diese Nachricht leitet dann sofortige Abwehrmaßnahmen ein.

Manchmal führt diese Reaktion aber auch zu nachteiligen Reaktionen. So zeigte Ablasser unter anderem, dass der cGAS-STING-Signalweg bei Menschen mit schwerer Covid-19-Infektion eine schädliche Interferon-Ausschüttung veranlasst, die zur zerstörerischen Überreaktion des Immunsystem in der Lunge beiträgt. Eine medikamentöse Hemmung des Signalwegs könnte daher schwere COVID-19-Verläufe abmildern und auch bei anderen chronischen Entzündungen hilfreich sein.

Umgekehrt dürfte eine medikamentöse Aktivierung des Signalwegs zur Wirksamkeit einiger Krebstherapien beitragen, die auf dessen uneingeschränkte Funktionstüchtigkeit angewiesen sind. Dazu zählen beispielsweise Therapien mit CAR-T-Zellen.

Sowohl hemmende als auch aktivierende Medikamente, die am cGAS-STING-Signalweg ansetzen, sind derzeit in Entwicklung. Ablasser hat dafür die Grundlagen entwickelt.

Die Preisträgerin

Prof. Dr. med. Andrea Ablasser erforscht an der Schweizer École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) das angeborene Immunsystem – um Immunreaktionen besser zu verstehen und neue Ansatzpunkte für die Behandlung unterschiedlicher Krankheiten herauszuarbeiten. Sie ist Mitgründerin von IFM Due, einer Tochter des Unternehmens IFM Therapeutics in Boston (USA), die Medikamente entwickelt, die den cGAS-STING-Signalweg hemmen. Sie gehört auch zum Scientific Advisory Board dieses Unternehmens.

Frühere Stationen waren u. a. die Ludwig-Maximilians-Universität München (Dissertation) und die Universität Bonn (Post-doctoral Research Fellowship).

Zu ihren zahlreichen Preisen zählt unter anderem der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2014 der Paul-Ehrlich-Stiftung und der William B. Coley Preis 2020, verliehen für die Entdeckung eines wesentlichen Botenstoffs im cGAS-STING-Signalweg.


Die Paul-Martini-Stiftung

Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 48 Mitgliedsunternehmen.

Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889-1964) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung, die er mit seiner 1932 veröffentlichten „Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung“ über Jahrzehnte wesentlich geprägt hat.

Materialien

Presseerklärung der Paul-Martini-Stiftung (Allgemein) (pdf)

Lebenslauf der Preisträgerin Prof. Dr. med. Andrea Ablasser (pdf)

Die Preisträgerin

Prof. Dr. med. Andrea Ablasser
Copyright: privat
Prof. Dr. med. Andrea Ablasser
Full Professor
Swiss Federal Institute of Technology Lausanne (EPFL)
Station 19
CH-1015 Lausanne

Paul-Martini-Preis 2023

Prof. Dr. Andrea Ablasser, École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), erhielt den Paul-Martini-Preis 2023 der Paul-Martini-Stiftung für die Erforschung wichtiger Teile des Immunsystems, die Ansätze für neue Medikamente gegen Krebs, Immunologische Krankheiten und Infektionen geliefert hat.

Foto: © Paul-Martini-Stiftung. Verwendung mit Quellenangabe frei. Das Foto in hoher Auflösung können Sie hier herunterladen.


Paul-Martini-Preis 2023

Die Paul-Martini-Preisträgerin Prof. Dr. Andrea Ablasser (Mitte), École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), zusammen mit dem Vorstand der Paul-Martini-Stiftung und dem Vorsitzenden der Jury, Prof. Dr. Stefan Endres von der LMU München (ganz links).

Foto: © Paul-Martini-Stiftung. Verwendung mit Quellenangabe frei. Das Foto in hoher Auflösung können Sie hier herunterladen.


Paul-Martini-Preis 2023

Die Paul-Martini-Preisträgerin Prof. Dr. Andrea Ablasser (Mitte), École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), zusammen dem Vorsitzenden der Jury, Prof. Dr. Stefan Endres von der LMU München (links), und mit Dr. Daniel Kalanovic, dem Sprecher des Vorstands der Paul-Martini-Stiftung (rechts).

Foto: © Paul-Martini-Stiftung. Verwendung mit Quellenangabe frei. Das Foto in hoher Auflösung können Sie hier herunterladen.


Paul-Martini-Preis 2023

Die Paul-Martini-Preisträgerin Prof. Dr. Andrea Ablasser, École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), bei der Verleihung des Paul-Martini-Preises an sie.

Foto: © Paul-Martini-Stiftung. Verwendung mit Quellenangabe frei. Das Foto in hoher Auflösung können Sie hier herunterladen.