Paul-Martini-Preis

Paul-Martini-Preis 2012

Ehrungen für neue Leukämie-Therapie und eine Grundlage für neue Antibiotika

Wiesbaden, 16.04.2012 (PMS). Gleich zwei medizinische Leistungen haben in diesem Jahr den Paul-Martini-Preis für herausragende klinisch-therapeutische Arzneimittelforschung errungen: Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer, Ulm, und Prof. Dr. med. Michael Hallek, Köln, wurden ausgezeichnet für eine lebensverlängernde neue Therapie für bestimmte Leukämie-Patienten. Privatdozent Dr. med. Jan Wehkamp, Stuttgart, erhielt den Preis für eine Entdeckung, die zu neuartigen Antibiotika auf Basis menschlicher Proteine beitragen kann. Die Verleihung fand bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, verliehen.

Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer und Prof. Dr. med. Michael Hallek sind als Internisten an den Universitätskliniken von Ulm bzw. Köln tätig. Ihnen gelang es, die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) wesentlich zu verbessern und erstmals sogar eine Verlängerung des Gesamtüberlebens zu erzielen: Zusätzlich zu einer Chemotherapie erhalten die Patienten auch Infusionen mit Rituximab. Dieser gentechnisch hergestellte Antikörper war ursprünglich gegen bestimmte Formen von Lymphknoten-Krebs entwickelt worden; doch erkannten die Preisträger, dass er auch bei der CLL - der häufigsten Form von Leukämie bei Erwachsenen - wirksam ist. Die neue Behandlungsmethode erprobten die Mediziner gemeinsam mit anderen ärzten der Deutschen CLL Studiengruppe und Kollegen im Ausland. Auch konnten sie molekulare Mechanismen bei der Krankheitsentstehung und in der Entwicklung von Resistenzen beschreiben und zeigen, wie diese überwunden werden können.

PD Dr. med. Jan Wehkamp vom Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus forscht am dortigen Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie über antibiotisch wirksame Moleküle, die der Mensch selbst bildet. Rätsel gab ihm zunächst das von Hautzellen produzierte Beta-Defensin I auf, denn im Labor schien es fast wirkungslos zu sein. Er erkannte jedoch, dass es in sauerstoffarmer Umgebung - etwa auf Schleimhäuten im Körperinneren - auf chemischem Wege "angeschaltet" wird und dann sehr wohl gegen unterschiedliche Bakterien und schädliche Pilze Wirkung zeigt. Damit legte Wehkamp die Grundlage dafür, Beta-Defensin I oder Varianten davon für medizinische Zwecke zu nutzen.

"Für die Pharmakotherapie der Zukunft gibt es noch viele Schätze zu heben!", so Professor Dr. Peter C. Scriba (München) in seiner Laudatio. "Sie liegen zum einen in Wirkstoffen, die zwar schon gegen eine bestimmte Krankheit zugelassen sind, aber auch Patienten mit anderen Krankheiten helfen könnten. Und sie liegen zum anderen in zahlreichen natürlichen Stoffen, auch im menschlichen Körper, die ein Vorbild für neue Wirkstoffe darstellen. Für beides haben die Preisträger exzellente Beispiele geliefert!"

Die Paul-Martini-Stiftung

Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissen-schaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 44 Mitgliedsunternehmen.

Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889-1964), in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung, die er mit seiner 1932 veröffentlichten "Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung" über Jahrzehnte wesentlich geprägt hat.


Die Pressemitteilung, Lebenslauf und Fotos der Preisträger können heruntergeladen werden.

Presseerklärung der Paul-Martini-Stiftung (Allgemein) (.pdf)
Presseerklärung der Paul-Martini-Stiftung (Fachpresse) (.pdf)
Foto des Preisträgers PD Dr. med. Jan Wehkamp (.jpg)
Foto des Preisträgers Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer (.jpg)
Foto des Preisträgers Prof. Dr. med. Michael Hallek (.jpg)
Lebenslauf des Preisträgers PD Dr. med. Jan Wehkamp (.pdf)
Lebenslauf des Preisträgers Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer (.pdf)
Lebenslauf des Preisträgers Prof. Dr. med. Michael Hallek (.pdf)

Paul-Martini-Preis

v.l.n.r.: Prof. Dr. Stephan Stilgenbauer, Prof. Dr. Peter C. Scriba, PD Dr. Jan Wehkamp, Prof. Dr. Endres, Prof. Dr. Michael Hallek

Die Preisträger

PD Dr. med. Jan Wehkamp

PD Dr. med. Jan Wehkamp
Robert-Bosch-Krankenhaus
Innere Medizin I für Gastroenterologie
Auerbachstraße 110
70376 Stuttgart

Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut
für Klinische Pharmakologie
Auerbachstraße 112
70376 Stuttgart
Tel: +49 711 8101-3753
Fax: +49 711 752-8692
E-Mail: jan.wehkamp@ikp-stuttgart.de

Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer
Universität Ulm
Universitätsklinikum
Innere Medizin III Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm
Tel: +49 731 500-24742
Fax: +49 731 500-24493
E-Mail: stephan.stilgenbauer@uniklinik-ulm.de

Prof. Dr. med. Michael Hallek Prof. Dr. med. Michael Hallek
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik I für Innere Medizin
Hämatologie und Onkologie
Kerpener Str. 68
50937 Köln
Tel: +49 221 478-4400
Fax: +49 221 478-5455
E-Mail: michael.hallek@uni-koeln.de