Der Paul-Martini-Preis zählt zu den renommiertesten medizinischen Preisen. Nicht nur, weil er finanziell hoch dotiert ist. Er belohnt translationale Ansätze in der modernen Medizin und ist nicht auf eine Subspezialität fokussiert. Deswegen ist das Verfahren der Preisvergabe besonders kompetitiv.
Um diesen Preis bewerben sich Wissenschaftler/-innen mit hervorragend publizierten, wegweisenden Forschungsergebnissen. In der Regel gewinnt aber immer nur eine/r. Es geht hier also um mehr als nur „formale“ Qualität.
Hätten Preise vor allem den Zweck, karrierefördernd zu wirken, so dürfte man sie nur an junge Forscher/-innen verleihen - was aber gerade für die besonders berühmten Wissenschaftspreise nicht notwendigerweise zutrifft. Das Entscheidende bleibt die „gelungene Sache“. Der renommierte Preis verleiht der „gelungenen Sache“ allerdings den würdigen Rahmen.
Der Preis wurde mir 1993 für meine Habilitationsschrift verliehen, in der ich den Stoffwechsel von Arzneimitteln in vivo durch in vitro Experimente untersucht habe. Dies war eine große Anerkennung dieser Arbeit, insbesondere, weil der Preis mit Prof Peter Meier-Abt geteilt wurde, der im Bereich des Arzneimitteltransports international führend war und ein persönliches Vorbild als Wissenschaftler.
Der genaue Einfluß auf die Karriere, die ja ehrlicherweise von vielen nicht beeinflussbaren Zufällen abhängt, ist schwer messbar. Mit dem Preis in relativ jungen Jahren ist der Ansporn verbunden, weiter zu forschen. Da ich vorher schon ein Kurzstipendium der PMS in Basel am Biozentrum bei Professor Urs Meyer hatte, hat die Stiftung meinen Lebensweg wesentlich beeinflusst.
Der Paul-Martini-Preis war die höchste wissenschaftliche Auszeichnung als junger Nachwuchsgruppenleiter. Mit diesem Preis wurden meine wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Immunerkennung von DNA im humanen System gewürdigt, die damals die Grundlage waren für die therapeutische Entwicklung von sogenannten CpG-Oligonukleotiden zum Einsatz in der Tumortherapie und als Vakzine Adjuvans. Die besondere Bedeutung dieses Preises für mich liegt in der großen Aufmerksamkeit, den der Preis in der Fachwelt der forschenden Pharmaindustrie und weit darüber hinaus genießt.
Diese Auszeichnung war der Startpunkt für ein großartiges Netzwerk an Kontakten und damit eine ganz zentrale Grundlage für meine weitere Karriere hin zu der Leitung des eigenen Instituts für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Bonn, dem Leibniz Preis, dem Exzellenzcluster ImmunoSensation und der erfolgreichen Ausgründung der Biotech Firma Rigontec.
Mit meinen damals 36 Jahren war es geradezu unfassbar und überwältigend, mit solch einem Prestige-trächtigen Preis ausgezeichnet zu werden. Gleichzeitig ist es für einen jungen Forscher und Arzt ein Zeichen höchster Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit und eine echte Motivationsspritze, auf diesem Weg weiter zu machen.
Mit dem Preis wurde ja nicht nur meine persönliche Leistung prämiert. Ich habe ihn seinerzeit bereits und immer noch als Belohnung der kollektiven Forschungsleistung unserer Lungenforschungsgruppe in Giessen verstanden. Seither ist viel Zeit vergangen, glücklicherweise hat sich sowohl unser Zentrum immer weiter entwickelt, viele Sonderforschungsbereiche, klinische Forschergruppen und sogar Exzellenz-Cluster konnten eingeworben werden. In diesem fruchtbaren Umfeld ist es mir und meinen Kolleginnen und Kollegen auch gelungen, neue therapeutische Targets zur Behandlung von Lungenhochdruck zu identifizieren und weitere spezifische Medikamente zu entwickeln. In 2015 hatte ich dann die Ehre, wieder stellvertretend für unsere gesamte Gruppe, den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten in Empfang zu nehmen, für eine neuerliche Medikamenten-Entwicklung im Rahmen einer erfolgreichen ‚Public-Private-Partnership‘. Insofern hat sich der Vertrauensvorschuss, den mir die Jury des Paul-Martini-Preises im Jahre 2004 mit auf den Weg gegeben hat, vielleicht ein wenig bestätigt.
Der Paul-Martini-Preis hat sowohl meine persönliche Forschungkarriere als auch die Sichtbarkeit der Sepsisforschung in Deutschland erheblich befördert. Unter anderem wurde 2010 am Universitätsklinikum Jena das vom BMBF geförderte Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Sepsis eingeworben und aufgebaut. Ich selber bin seit 2014 wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Klinische Studien am Universitätsklinikum Jena, welches seither professionelle internationale klinische Studien methodenwissenschaftlich initiiert und begleitet sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs in der klinischen Forschung fördert.
Der Paul-Martini-Preis war ein wichtiger Meilenstein in meiner bisherigen Laufbahn und ein großer Ansporn für die folgenden Arbeiten, die nun auch mit dem Leibniz-Preis 2021 ausgezeichnet wurden.
Es ist eine große Ehre unter den renommierten Preisträgern zu sein. Der Preis war nicht nur für mich, sondern für unser Forschungsteam eine Auszeichnung für die vielen Jahre Forschung mit Höhen aber auch vielen Tiefen. Eine besondere Bedeutung für mich hat dieser Preis auch deshalb, weil die Stiftung den Kontakt hält und unsere Forschung weiter verfolgt.
Unsere Arbeit beschäftigt sich nicht mit Arzneimittelforschung im herkömmlichen Sinne, sondern wir sind an neuen Therapieoptionen für Herzerkrankungen interessiert, die auch zelluläre Therapieansätze beinhalten. Die Auszeichnung hat mich und mein Team inspiriert und motiviert in diesem Feld weiter zu forschen und gezeigt, dass die Klinische Pharmakologie an zellularen Ansätzen interessiert ist. Dies war für unser Team eine unbeschreibliche Motivation.